Teezeremonie

Ostfriesische Teezeremonie

Zeit für Gemütlichkeit

Die ostfriesische Teekultur zählt seit 2016 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Im Mittelpunkt steht die ostfriesische Teezeremonie, die für Ostfriesen fester Bestandteil des Lebens ist.

Viele kleine Rituale haben sich rund um die ostfriesische Teezeremonie entwickelt. Einige sind verlorengegangen, genauso wie andere viel später hinzugedichtet wurden. Es ist den meisten Ostfriesen zum Beispiel völlig gleich, ob man die Sahne links herum oder rechts herum in den Tee gießt, beziehungsweise von der Mitte oder vom Rand her. Ein schönes „Wulkje“ erhält man in jedem Fall. Ostfriesen werden auch niemanden rügen, der seinen Tee umrührt. Es gibt sogar viele, die es selbst tun. Viel wichtiger ist die Wertschätzung, die einem Gast entgegengebracht wird, wenn er zum Tee geladen ist. Man verbringt Zeit miteinander, sei es, um sich kennenzulernen, sich gemeinsam zu freuen, zu trauern, sich zu versöhnen, zu reden oder zu schweigen. Die wichtigste Zutat zur ostfriesischen Teezeremonie ist Zeit, die man sich und anderen schenkt, um füreinander da zu sein. Einen „Ostfriesentee-to-go“ wird es daher niemals geben. Alles andere bildet den Rahmen, in dem durchaus ein paar Freiheiten erlaubt sind. Deshalb ist die nachfolgende Anleitung für die ostfriesische Teezeremonie auch nur eine Empfehlung.

Zutaten

Das benötigen Sie für die Teezeremonie

  • Ein ostfriesisches Teeservice, vorzugsweise mit original Ostfriesischer Rose.
  • Eine ostfriesische Schwarzteemischung („broken“ oder in ganzen Blättern), bevorzugt eine „Echte Ostfriesische Mischung“, also eine solche, die in Ostfriesland hergestellt wurde.
  • Kluntje (meist weißer großer Kandiszucker, aber auch andere Kandisvarianten sind erlaubt, nur Kristallzucker oder andere Süßungsmittel sind unüblich).
  • Der Rahm („Rohm“) frischer Vollmilch, meistens wird heute süße Sahne verwendet.
  • Möglichst „weiches“ Wasser, d.h. solches mit einem Härtegrad von nicht mehr als 10 Grad deutscher Härte. Es gibt jedoch Teemischungen, die höhere Härtegrade vertragen.

Die Zubereitung

Auswahl des richtigen Tees

Die Menge an Teeblättern, die es für eine Zubereitung benötigt, hängt sehr von der Mischung, der Sorte des Tees und von der Qualität des Wassers ab. Vom Blatttee benötigt man in der Regel mehr als von „broken“ Varianten (gebrochene Blätter), da die Oberfläche kleiner ist. Auch die Ziehdauer des Tees kann unterschiedlich sein. Am besten richtet man sich nach Empfehlungen der Hersteller sowie nach der eigenen Erfahrung. Der Tee sollte nicht zu dünn sein (eher moorbraun statt goldgelb). Nur bitter sollte er nicht schmecken, was bei guten Mischungen nicht so schnell passiert.

Grundsätzlich nimmt man losen Tee und keine Portionsbeutel. Ob man diesen nun direkt in eine Kanne gibt und hinterher absiebt, z.B. in eine zweite Kanne, oder vor dem Aufguss in einen geeigneten Teefilter, den man nach dem Ziehen entfernt, ist für den Geschmack nicht entscheidend. Es macht allerdings einen erheblichen Unterschied aus, ob man die Teeblätter herausnimmt oder in der Kanne belässt. Im zweiten Fall verlängert sich natürlich die Ziehzeit, was die Extraktion von Bitterstoffen begünstigt, die man auch durch Verdünnen mit heißem Wasser nicht beseitigen kann.

Der Aufguss

Das Aufgießen der Blätter erfolgt mit kochend heißem Wasser. Ob es noch sprudelt oder nicht, hat bei gängigen Teemischungen keinen Einfluss auf das Ergebnis. Das Ritual des Vorwärmens der Kanne, z.B. durch Ausspülen mit heißem Wasser, ist gebräuchlich, aber ebenfalls nicht ausschlaggebend. Die verwendete Kanne sollte aber ausschließlich dem Schwarztee gewidmet sein. Wird sie auch für andere Aufgüsse oder für Kaffee verwendet, würde dies den Geschmack verfälschen und beeinträchtigen. Zudem wird eine Teekanne innen nie gereinigt, außer mit heißem Wasser.

Das Aufgießen zum Ziehen erfolgt gewöhnlich mit einer geringeren Menge Wasser (mit sehr unterschiedlichen Angaben), das nach Ende der Ziehzeit zum vollen Volumen ergänzt wird. Es ist belegt, dass auch bekennende Ostfriesenteepuristen einen echten Unterschied nicht erkennen, wenn man zum Ziehen von Vornherein die komplette Wassermenge verwendet. Viel wichtiger ist die Ziehdauer (je nach Sorte und gewünschter Wirkung vier bis sieben Minuten) und die Temperatur. Der Aufguss muss beim Ziehen heiß bleiben, darf aber nicht kochen.

Die Zubereitung von ostfriesischem Tee folgt keinem Gesetz. Das allerwichtigste ist, dass er mundet und wohltut.

Tee servieren

Am besten im Teeservice Ostfriesische Rose

Serviert wird Ostfriesentee in einem typisch ostfriesischen Teegeschirr. Der Klassiker ist natürlich die Ostfriesische Rose, aber auch andere Dekors sind durchaus verbreitet. Der Tee wird in der Kanne auf einem Stövchen warmgehalten.

Auf die Geschmacksentfaltung hat die Form der Tasse einen großen Einfluss, gerade wenn man zur Fraktion der „Nichtumrührer“ gehört. Das beste Ergebnis erzielt man, wenn die Tasse nicht zu groß, nicht zu breit und nicht zu dick ist. Die Geschmacksvielfalt, die durch die Schichtung von Sahne, Tee und Kluntje entsteht, entfaltet sich so am allerfeinsten. Eine nicht zu kräftige Wandung ermöglicht einen guten Temperaturausgleich mit der Umgebung, so dass der kostbare Sud schnell mundgerecht ist.

Endlich Teezeit

Der Kluntje wird in die Teetasse vorgelegt und zerspringt knisternd, wenn sich über ihm der heiße Tee ergießt. Anschließend wird die Sahne vorsichtig auf den Spiegel gelegt. Dem aufsteigenden Wulkje (Wölkchen) bei seiner Entstehung zuzusehen, ist vergleichbar mit dem Blick in ein offenes Kaminfeuer. Es beruhigt und reißt quälende Gedanken fort, vermittelt Geborgenheit und Wohlbefinden, das sich spätestens nach der ersten Tasse tatsächlich einstellt.

Nach Belieben wird zur Teezeremonie feines Gebäck gereicht. Nicht zu üppig, denn den nächsten Tee gibt es meist schon in ein paar Stunden. In der Familie, beim Nachbarn, auf der Arbeit, je nachdem. Die Teezeit dauert solange, wie sie braucht. Mehr als drei Tassen sind immer erlaubt. Das Löffeleinlegen in die Tasse ist gängig, um damit anzuzeigen, dass man keinen Tee mehr möchte. Aber aufmerksame Gastgeber werden immer höflich fragen, ob noch ein weiteres Tässchen gewünscht ist. Sie würden auch niemals gedankenlos nachschenken. Ostfriesen wissen schließlich, was sich gehört.

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